Ein Gründungsdatum für die erste Uetzer Kirche ist nicht überliefert. Den ältesten Beleg für ein kirchliches Gebäude in Uetze finden wir indirekt in einer Urkunde des Hildesheimer Bischofs Hartbert vom 15. August 1215: Dort wird zwar explizit noch keine Kirche erwähnt, aber bereits ein Geistlicher (Conradus sacerdos de Uttessem) als Zeuge aufgeführt. Es muss also bereits zu diesem Zeitpunkt eine Kapelle im mittelalterlichen Uetze gestanden haben, die selbst aber erst 74 Jahre später, im Jahr 1289, erstmalig in einer Urkunde erwähnt wird.
Da die Christianisierung Sachsens bereits im Zuge der Sachsenkriege Karls des Großen engeleitet wurde, ist die Gründung der hiesigen Kirche lange vor der ersten Erwähnung sehr wahrscheinlich. Sofern die Kapelle ursprünglich als Eigenkirche der Herren von Uttessem errichtet wurde, wie es zum Beispiel in der Uetzer Chronik von Dorothea und Günter Radtke vermutet wird, muss dies schon vor dem Investiturstreit gewesen sein, der 1122, also 100 Jahre nach der ersten urkundlichen Erwähnung des Ortes, mit dem Wormser Konkordat beendet wurde, da in der Folge die Eigenkirchen in Patronatskirchen umgewandelt wurden.
Über das Gebäude selbst wissen wir wenig. Ein hölzerne Kirchturm ist erstmals für das Jahr 1562 belegt. 1585 erhielt der Turm eine Schlaguhr.
800(?) Jahre Kirchenpatronat der Herren vom JunkernhofZu Lebzeiten des erstgenannten Uetzer Priesters Conradus hatte die Ortschaft Uetze (Uttessem) nachweislich bereits über 200 Jahre bestanden. Die Herren des hiesigen Rittergutes, bis 1503 die Familie von Uttessem, die vom Hildesheimer Bischof mit dem Rittergut sowie dem Kirchenpatronat belehnt waren, lassen sich bis ins Jahr 1202 nachweisen. Es ist aus diesen Gründen sehr wahrscheinlich, dass sich das geistliche Leben in Uetze unter dem Patronat des Rittergutes bereits deutlich vor 1200 entwickelt hat.
Das Patronat hatte über 700 Jahre Bestand. Die Gruft unter der Johannes-der-Täufer-Kirche ist seit Jahrhunderten die letzte Ruhestätte der Familie von Lüneburg, die das Patronat 1624 von der Familie von Saldern übernommen hatte. Der letzte Uetzer Kirchenpatron war Heinz-Henning von Reden vom Rittergut Wathlingen (verstorben 1989), Ehemann von Ilse geb. von Lüneburg (verstorben 1965). Beide wurden als letzte Angehörige der Familie von Lüneburg in der Familiengruft unter unserer Kirche beigesetzt.
‚Johannes-der-Täufer-Kirche' mit 400 Jahren UnterbrechungDie älteste Überlieferung des Namens ‚Johannes-der-Täufer-Kirche' liegt in einer Urkunde vom 21. Dezember 1313 vor, in der ein Famulus Johannes de Stedere der Kirche seinen Hof verkauft. Das Patrozinium auf Johannes den Täufer geriet nach der Reformation in Vergessenheit. Erst seit 1965 trägt die Kirche wieder ihren überlieferten Namen, nachdem Pastor Gelin diesen im Zuge der Kirchenrenovierung zwei Jahre zuvor in der genannten Urkunde entdeckt hatte. Eine Figur Johannes des Täufers im Altarraum erinnert seit 1989 an diese Tradition.